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Pandemie – Zeit für Realismus und Empathie

Studiert man gegenwärtig die deutschsprachige Tagespresse, so finden sich unter allen Artikeln vielleicht gerade mal 10 Prozent, die nichts mit der Pandemie und dem Corona Virus zu tun haben. Langsam sind alle Lebensbereiche von der Thematik durchdrungen – infiziert. Ob es um den Sport geht, früher mal die wichtigste Nebensache der Welt. Oder die Arbeitssphäre mit allen wirtschaftlichen Implikationen. Um Bildung, Ausbildung, Freizeit und Kultur. Nicht zuletzt auch um das politische Handeln auf allen Ebenen und die entsprechende Umsetzung in der Verwaltung.

Wohltuend ist bislang die nüchterne und zupackende Herangehensweise. Die meisten Menschen verstehen, dass in einer solchen, in unseren Breitengraden lange nicht mehr erlebten Ausnahmesituation, Realismus und Empathie zentrale Voraussetzungen zur Bewältigung der Krise sind. Was auf jeden Fall gewährleistet sein muss: lernen, um für künftige Herausforderungen gewappnet zu sein – widerstandsfähiger, als Einzelner, im Familienverband, als Land und in der Staatengemeinschaft.

Die Pandemie-Zeit ist reif für Realismus und Empathie

Zeit für Realismus

Eric Gujer wirft heute in der NZZ in seinem Kommentar die Frage auf, ob die deutsche Regierung in der Corona Krise versagt habe. Er versieht dies mit dem Hinweis auf eine Art Drehbuch, das für eine solche Krise geschrieben und Anfang 2013 gedruckt worden ist. Dabei handelt es sich um die Bundestagsdrucksache 17/12051 vom 3.1.2013 (hier als pdf herunterzuladen). Und in der Tat, es ist frapierend, wie die federführend vom Robert-Koch-Institut erarbeiteten seuchenbezogenen Teile („Pandemie durch Virus Modi-Sars“ – S. 5-6 und 55-87) der 87 Seiten langen Schrift nicht nur unser heutiges Dilemma abbilden, sondern auch konkrete Handlungsempfehlungen enthalten.

Kritische Infrastrukturen

Aber nicht nur das. Es wird zudem Bezug genommen auf die sogenannten kritischen Infrastrukturen. Von diesen hängt eine Vielzahl von Versorgungsfunktionen ab, wobei die Beeinträchtigung einzelner Infrastrukturen auch die Versorgungsleistungen anderer beeinflusst. Also Domino- oder Kaskadeneffekte auslösen können. Zudem ist der Betrieb auf hoch qualifiziertes und spezialisiertes Personal angewiesen, dessen Ausfall folgenreich sein kann. Beispielsweise im Bereich der Steuerung von Übertragungsnetzen für die Stromversorgung. Es gibt also „Nervenstränge“ zwischen der Pandemie und einem großflächigen Stromausfall, auch wenn dies zunächst weit hergeholt erscheinen mag. Die kritischen Infrastrukturen – auch diesen Hinweis enthält Drs. 17/12051 auf S. 78 FN 13 – gerieten bei der Sars-Epidemie 2002/2003 (siehe hier) an ihre Grenzen. Auch war der volkswirtschaftliche Schaden ganz beträchtlich.

Blackout im Blick

Es existiert auch eine Risikoanalyse für den großräumigen Stromausfall, bereits im Jahr 2011 veröffentlicht (BT-Drs. 17/5672 vom 27.4.2011, hier als pdf herunterzuladen, hier von uns besprochen). Auch dies eine schonungslose Aufklärung über die katastrophalen Folgen. Im direkten Vergleich zur Pandemie kommen auf die Menschen weit gravierendere Einschränkungen und vor allem ein noch viel höheres Maß an Unsicherheit hinzu. Unvermitteltes Auftreten, ohne Vorwarnung, lediglich rudimentäre Information und Kommunikation, kein Strom, keine Heizung – im Winter bitter; tote Wasserleitung und ohne funktionierende Verkehrsverbindungen, das kennzeichnet den Blackout zusätzlich.

Realismus in jeder Hinsicht

Die Bundeskanzlerin natürlich, wie auch die aktuellen Bundesminister für Gesundheit sowie für Wirtschaft und Energie waren in persona in der 17. Legislaturperiode im Bundestag vertreten. Die beiden Drucksachen zur Pandemie und zum Blackout dürften ihnen demzufolge nicht unbekannt sein.

Nochmal Eric Gujer: „Vielleicht ist es an der Zeit, die Erwartungen an Regierungen zu überdenken. Sie sind nicht viel vorausschauender als das Volk, von dem sie gewählt werden möchten. Sie sind nur selten mutiger und entschlossener als die Gesellschaft insgesamt. Kohl in der Wiedervereinigung oder Schröder mit seinen Sozialreformen waren rare Glücksfälle. Kanzler und ihre Minister haben keine magischen Eigenschaften, nicht bei der Bekämpfung von Viren – und auch sonst nicht. Am Ende kommt es auf die Bürger an, auf uns alle.“

Zeit für Empathie

Im DerStandard von heute kritisiert Hans Rauscher patriotische Appelle. Jetzt sei die Zeit für Solidarität und zwischenmenschliche Zuwendungen, Zeit für Empathie. Kunden in Supermärkten, Drogerien oder Apotheken gäben Angestellten Trinkgeld. Nachbarschaftshilfe gibt es für Angehörige von Risikogruppen, die wegen der Infektionsgefahr nicht außer Haus gehen sollten. Das gegenseitige Aufmuntern unter Bekannten und ein Einspringen unter Kollegen, sorgten in Zeiten wie diesen insgesamt für ein freundlicheres Klima. Angesichts wenig erfreulicher Aussichten auf eine lange Ausnahmesituation auch von Nöten.

„Die Krise, die täglich bedrohlicher wird, bringt also nicht nur die üblichen Krakeeler, Vordränger, Nicht-Abstand-Halter, Risiko-Bagatellisierer, Verschwörungstheorie-Verbreiter, Idiotische-Virenparty-Tiger sowie inkompetenten und/oder bösartigen Politiker hervor, sondern auch die anständigen und mitfühlenden Seiten des Homo austriacus (unter besonderer Berücksichtigung des Homo viennensis).“

Dazu passt, dass Wucherpreise nicht gezahlt, sondern Wucher unterbunden werden soll. So die Politik der Internet-Plattform ‚willhaben‘, wie im DerStandard erläutert. Vereinzelt würden für Klopapier, Desinfektionsmittel oder Atemschutzmasken stark überhöhte Preise verlangt. Man gehe rigoros gegen massiv überteuerte Produkte/Dinge mit Corona-Verweis vor. Oft handle es sich auch um Scherzinserate, die man dennoch nicht dulde. Es seien aber auch ernsthafte Anbieter dabei gewesen, die solidarisch Toilettenpapier verschenkt haben.

Wachen und träumen

Mit wachen Sinnen auf Photoreise in Zeiten der Pandemie. Herausgekommen ist eine ausdrucksstarke Bildergalerie, die durch 14 Städte rund um den Globus führt (faz-net vom 18.3.2020). Ob in Bogota, Rom, Stuttgart, Potsdam oder Berlin (still ruht der See), London, Dubai, Neu-Taipeh oder -Dehli, Seattle, Panama-Stadt, Subang Jaya, Tegucigalpa oder Manila (Maske, ja oder nein), überall wirkt das Corona Virus nach.

In einem weiteren Beitrag auf faz-net (vom 17.3.2020) wird eine Kugel – das Bubble-Hotel – als Traumziel und Aufenthaltsort (nicht nur, aber auch für Utopisten) nach Beendung der Krise empfohlen. Man kann sich hier ernsthaft fragen, warum nicht gleich. Das schützt ganz sicher vor dem Corona Virus. Man gibt sich die Kugel und bleibt dennoch gesund. In Südfrankreich oder Nordspanien, Island, Jordanien, aber auch in Nordamerika sowie auf den Malediven und Mauritius. Was wohl Greta dazu sagen wird? Wer war das nochmal?

Schutzmasken spielen eine Rolle – hier mehr davon

#PreppoKompakt

Realismus und Empathie, damit kommt man hoffentlich durch die Krise. Und behält auch seinen Humor.